Die Quadratur des Bildes – am Beispiel der sinnlichen Bilder von Klimt
Nur wenige Maler wählen eine quadratische Form für Ihre Bilder. Auch Fotografen bewegen sich meist in einem rechteckigen Format. Klassisch sind hier zum Beispiel die Maße 9 x 13 cm oder 30 x 40. Betrachtet man sich moderne Fernseher, so hat sich das Seitenverhältnis in den letzten Jahren hier sogar noch weiter vom Quadrat weg bewegt. Mittlerweile sehen wir im Breitwand- Format fern. Das hängt unter anderem eng mit unseren Sehgewohnheiten zusammen. Das Bild, das wir wahrnehmen ist rechteckig. Das Quadrat entspricht folglich nicht dem, was wir als natürlich empfinden.
Der Goldene Schnitt
Fast jeder, der sich für Kunst interessiert, hat schon einmal etwas vom Goldenen Schnitt gehört. Auch er folgt eher dem Grundgedanken eines Rechtecks. Auch wenn es hier um das Verhältnis zweier Größen geht. Der Goldene Schnitt wird als besonders ansprechend empfunden. Bereits in der griechischen Antike wurde das Wissen um den Goldenen Schnitt von dem Mathematiker Euklid nachgewiesen. Die Proportionen des Goldenen Schnitts spielen nicht nur in der Kunst, der Architektur und der Mathematik eine Rolle. Man findet Beispiele dafür auch in der Natur. Etwa bei der Betrachtung der Anordnung von Blättern und Blüten mancher Pflanzen. Proportionen im Verhältnis der Zahl Phi, die den Goldenen Schnitt charakterisiert, wirken sehr ästhetisch. Fast alle Maler wenden die Kenntnisse darum in ihren Gemälden an. Das hat zur Folge, dass sich die Motive in einem rechteckigen Format besser integrieren lassen. Ein Quadrat wirkt zwar dem ästhetischen Eindruck nicht entgegen, erweist sich aber als ungewohnt.
Die Danae von Gustav Klimt
Ein gelungenes Beispiel für die außerordentliche Wirkung, die man durch quadratische Bilder erreichen kann, ist die Danae von Gustav Klimt. Klimt versteht es, die Szenerie um den Bildmittelpunkt auszurichten. Die rothaarige Schönheit, in einer an eine fötale Pose erinnernden Haltung, scheint das Bild in der Balance zu halten. Alle anderen Elemente wurden harmonisch angeordnet. Der Goldregen, der durch die Schenkel Danaes rinnt und die für Klimt typischen goldenen Ornamente in der rechten unteren Ecke des Bildes setzen einen stimmigen Rahmen. Die quadratische Form lenkt den Blick des Betrachters auf die Bildmitte. Der sinnliche Eindruck der nackten Schönen wird verstärkt. Die unkonventionelle Darstellung Klimts wird durch die Wahl des Formats positiv unterstrichen, die Intimität der Szene komprimiert.
Das Quadrat – Sinnbild der Harmonie
Jeder Form können gewisse Eigenschaften zugeordnet werden. Bei einem Quadrat ist dies die absolute Homogenität. Alle Seiten sind gleich lang. Das bewirkt, dass das dargestellte Motiv stärker in den Fokus gerückt wird. Die harmonische Grundform wirkt in einer gewissen Art perfekt, was das menschliche Auge als angenehm wahrnimmt. Auch wenn das quadratische Bild nicht unseren Sehgewohnheiten entspricht, kann man durch die Wahl dieses Formats besondere Effekte erzielen. Der Bildinhalt kann mittig angeordnet werden, damit der geometrische Aufbau in die Tiefe getragen wird. Auch die Kombination von Quadrat und goldenem Schnitt kann sehr reizvoll sein. In den letzten Jahren erfreut sich das quadratische Bild zunehmender Beliebtheit.